Antigone und Oedip

Ihr hohen Himmlischen erhöret
Der Tochter herzentströmtes Flehen;
Laßt einen kühlen Hauch des Trostes
In des Vaters große Seele wehn.

Genüget, euren Zorn zu sühnen,
Dies' junge Leben - nehmt es hin;
Und euer Rachestrahl vernichte
Die tiefbetrübte Dulderin.

Demütig falte ich die Hände -
Das Firmament bleibt glatt und rein,
Und stille ist's, nur laue Lüfte
Durchschauern noch den alten Hain.

Was seufzt und stöhnt der bleiche Vater?
Ich ahn's - ein furchtbares Gesicht
Verscheucht von ihm den leichten Schlummer;
Er springt vom Rasen auf - er spricht:

Oedip:
Ich träume einen schweren Traum.
Schwang nicht den Zepter diese Rechte?
Doch Hoheit lös'ten starke Mächte
Dir auf, o Greis, in nicht'gen Schaum.

Trank ich in schönen Tagen nicht
In meiner großen Väter Halle,
Beim Heldensang und Hörnerschalle,
O Helios, dein golden Licht,

Das ich nun nimmer schauen kann?
Zerstörung ruft von allen Seiten:
'Zum Tode sollst du dich bereiten;
Dein irdisch Werk ist abgetan.'

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