Liedesend
Auf seinem gold'nen Throne
Der graue König sitzt -
Er starret in die Sonne,
Die rot im Westen blitzt.
Der Barde rührt die Harfe,
Sie rauschet Siegessang;
Der Ernst jedoch, der scharfe,
Er trotzt dem vollen klang.
Nun stimmt er süße Weisen,
An's Herz sich klammernd an;
Ob er ihn nicht mit leisen
Versuchen mildern kann.
Vergeblich ist sein Mühen,
Erschöpft des Liedes Reich,
Und auf der Stirne ziehen
Seine Sorgen wettergleich.
Der Barde, tief erbittert,
Schlägt die Harf' entzwei,
Und durch die Halle zittert
Der Silbersaiten Schrei.
Doch wie auch alle beben,
Der Herrscher zürnet nicht;
Der Gnade Strahlen schweben
Auf seinem Angesicht.
»Du wolle mich nicht zeihen
Der Unempfindlichkeit;
In lang verblühten Maien
Wie hast du mich erfreut!
Wie jede Lust gesteigert,
Die aus der Urne fiel!
Was mir ein Gott geweigert,
Erstattete dein Spiel.
Vom kalten Herzen gleitet
Nun Liedeszauber ab,
Und immer näher schreitet
Nun Vergänglichkeit und Grab.
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