Bettelmann und Edelfrau

1. Es bettelt sich ein Bettelmann aus Ungerland heraus,
er kam zu einer schönen Jungfrau ins Haus.
Er sprach die Jungfrau um eine schöne Gabe an:
»Ich bin ein armer Bettelmann.«

2. »Ach Bettelmann, was soll ich dir geben für eine schöne Gab'?
Es ist ja verschlossen alles was ich hab'.
Ist dir etwas gelegen an meinem zarten Leib?
Ich bin ein armes Edelweib.«

3. Der Bettelmann der Ehre ward froh,
Er schmiss den Bettelsack wohl auf das Stroh,
wohl auf das Stroh, wohl unter die Bank:
Dem Bettelmann ward die Zeit so lang.

4. Er zog sich an ein Hemdlein weiß,
und sprang zu der schönen Jungfrau mit Fleiß.
Er sollte bei ihr schlafen die liebe lange Nacht,
bis dass der helle Tag anbrach.

5. »Ach Bettelmann, steh auf! 's ist hohe Zeit;
die Vögelein haben schon ihren Streit.« —
»Lass streiten hin, lass streiten her!
Bei einer solchen Frau schlaf' ich nicht mehr.«

6. Der Bettelmann zum Bette 'raussprang,
das Hemd von Gold und Silber klang:
»Ich dachte, du wärst ein Bettelmann,
Derweil bist du ein junger Edelmann.«

7. Der Bettelmann zum Tor 'nauskam,
begegnet ihm der schönen Jungfrau ihr Mann:
»Ach Herr, ich wünsch' ihm das ewige Leben
für das was mir seine Frau hat gegeben!«

8. »Ei Frau, was hast du dem Bettelmann gegeben,
dass er mir wünschet das ewige Leben?« —
»Ich hab' ihm gegeben dies und das,
und alles was mein ganzes Edeltum vermag.«

9. »Ei Frau, ich sag' das frei heraus,
dass du mir keinen Bettelmann mehr lässt ins Haus.
Reich ihm die Gab' zum Fenster hinaus,
oder schick's ihm mit der Magd ins Haus!

10. Oder bind's ihm an eine lange Stang',
dass er sie mit der Hand erlangen kann.
Die Bettelleute sind ja voller List,
sie schlafen bei dir und du sagest mir's nicht.«
Translation: 
Language: 
Rate this poem: 

Reviews

No reviews yet.