Bey dem H. und S. Vermahlung

So schenkst Du denn nun dem dein Herze,
Den Dir, geliebte Braut, im Scherze
Die Liebe langstens prophezeyt?
So uberlaßt Du dich denn heute
Dem Schicksal aller lieben Braute,
Mit freudiger Gelassenheit?

Doch soll Dich der Verlust nicht ruhren,
Den Namen, Fraulein, zu verlieren?
Nein, so ein Ungluck macht nicht grau.
Wem wird das Herz daruber brechen?
Will man nicht, gnadge Fraulein sprechen:
So sagt man kunftig, gnadge Frau.

Doch kunftig darfst Du es nicht wagen,
Den schonen Brautkranz mehr zu tragen,
Auf den itzt so viel Augen sehn.
Recht gut! Laß Dir den Brautkranz nehmen.
Wer wird sich denn deswegen gramen?
Laßt eine Haube nicht auch schon?

Indem Du es fur gut befindest,
Und durch die Ehe Dich verbindest,
Verlierst Du zwar die Freyheit fruh.
Allein wer kann sie stets bewahren?
Laß doch die Freyheit ruhig fahren,
Ein Mann ist doch mehr werth, als sie.

Wer freyt, pflegt man euch zu erschrecken,
Wird manchen Kummer sich erwecken.
Allein was ist es denn nun mehr?
Die Ehe hat auch schone Morgen.
Wer liebt, der stirbt nicht leicht von Sorgen;
Vor Liebe fuhlt er sie nicht sehr.

Durch Liebe, heißt man euch erwagen,
Durch Liebe kommt der Eheseegen
Mit vieler Unruh in das Haus.
Gut! laßt die kleinen Erben schreyen;
Denn wollte darum niemand freyen:
So sturbe ja der Erdkreis aus.

Die starksten Zweifel sind gehoben.
Wer liebt, ist allemal zu loben;
Wer liebt, kann stets zufrieden seyn.
Und ohn erst den Caffee zu fragen,
Kann ich, o Braut, es sicher wagen,
Und tausend Gluck Dir prophezeyhn.

Du wirst, an Deines H Seite,
Nach langen Zeiten noch, wie heute,
Dich zartlich und zufrieden sehn,
Und aller Wunsche Kraft erfahren,
Die seit der Zeit, als Drucker waren,
In so viel Hochzeitliedern stehn.
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