Ich will gen diser vasennacht

Ich will gen diser vasennacht
Frisch vnd frey beleiben,
He! vnd will auch als mein vngemach
Gar frölich von mir treiben,
Des hab ich güten willen.
Ich hett ain pülen, hieß Hille;
He! sy batt mich, das ich zu ir käm
Dörtt oben vf die dillen.

Da ich vff die dillen tratt,
Da vand ich die güten.
Ich viel in die vederwät,
Das mir mein knye ward plüten.
Ich lebet in der wunne!
Die vederwät was dünne.
Ich rüfft an Crist von himel,
Das ich ir entrunne.

Die nacht verhartt ich gantz by ir,

Durch swartze nacht of drynget liecht der morgen gra

Dürch swartze nacht of drynget liecht der morgen gra,
Der klaren, wolkenlosen luft ir hymel bla
Getzieret ist myt liechter svnnen glaste.
Sam ist geschonet vnde getzieret beyger lant
Mit eynen vursten, der da loset vnse phant,
Den gerenden vnde maniger hande gaste.
Her ist vür allen valsche klar alsam die luft an alle trube irkennet.
Des romeschen riches erste kieser an dem kvr,
an leyen vursten hat er sluzzel vnde tür:
Lodewich, hertzoge vnde pallenzgrabe genennet.

Minne minnet steten man

Minne minnet steten man.
ob er vf minne minnen wil,
so sol im minnen lon geschehen.
ich minne minne, als ichs began.
die minne ich gerne minne vil.
der minne minne ich han veriehen.
die minne erzeige ich mit der minne,
das ich vf minne minne minne.
die minne meine ich an ein wib;
ich minne, wan ich minnen sol dvr minne ir minneklichen lib.

Luftveränderung

Fahre mit der Eisenbahn,
fahre, Junge, fahre!
Auf dem Deck vom Wasserkahn
wehen deine Haare.

Tauch in fremde Städte ein,
lauf in fremden Gassen;
höre fremde Menschen schrein,
trink aus fremden Tassen.

Flieh Betrieb und Telefon,
grab in alten Schmökern,
sieh am Seinekai, mein Sohn,
Weisheit still verhökern.

Lauf in Afrika umher,
reite durch Oasen;
lausche auf ein blaues Meer,
hör den Mistral blasen!

Wie du auch die Welt durchflitzt
ohne Rast und Ruh—:
Hinten auf dem Puffer sitzt

Landschaft

Rote Mühlen stehen an verschneitem Ufer:
Grüne Wellen tragen Eis statt gelben Schaum.
Schwarze Vögel, Unglückskünder, Unheilrufer,
Hocken hoch und schwer in einem hohlen Baum.

O wie viele Tiere im Gezweige nisten:
Meine bösen Stunden aber sind noch mehr.
Sorgenvögel müssen dort ihr Leben fristen:
Späher durch die Silberäste hin und her.

Und ich weiß es nicht, ist so etwas ein Traum?
Denn ich baue ihn empor, den kahlen Baum!
Doch die fremden Vögel kamen ungerufen:
Ich kenne keine Fernen, die sie schufen.

Mittagsonne brütet auf der Heide, Die

Die Mittagsonne brütet auf der Heide,
Im Süden droht ein schwarzer Ring.
Verdurstet hängt das magere Getreide,
Behaglich treibt ein Schmetterling.

Ermattet ruhn der Hirt und seine Schafe,
Die Ente träumt im Binsenkraut.
Die Ringelnatter sonnt in trägem Schlafe
Unregbar ihre Tigerhaut.

Im Zickzack zuckt ein Blitz, und Wasserfluten
Entstürzen gierig dunklem Zelt.
Es jauchzt der Sturm und peitscht mit seinen Ruten
Erlösend meine Heidewelt.

Aufruf

Frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in Feindes Herzen tauchen;
Frisch auf, mein Volk!—Die Flammenzeichen rauchen,
Die Saat ist reif; ihr Schnitter, zaudert nicht!
Das höchste Heil, das letzte, liegt im Schwerte!
Drück dir den Speer ins treue Herz hinein;
“Der Freiheit eine Gasse!”—Wasch die Erde
Dein deutsches Land, mit deinem Blute rein!

Es ist kein Krieg, von dem die Kronen wissen;
Es ist ein Kreuzzug, 's ist ein heil'ger Krieg!

Freie Mann, Der

Wer ist ein freier Mann?
Der, dem nur eigner Wille
Und keines Zwingherrn Grille
Gesetze geben kann;
Der ist ein freier Mann.

Wer ist ein freier Mann?
Der das Gesetz verehret,
Nichts tut, was es verwehret,
Nichts will, als was er kann;
Der ist ein freier Mann.

Wer ist ein freier Mann?
Wem seinen hellen Glauben
Kein frecher Spötter rauben,
Kein Priester meistern kann;
Der ist ein freier Mann.

Wer ist ein freier Mann?
Der auch in einem Heiden
Den Menschen unterscheiden,

Hirsch, der sich im Wasser sieht, Der

Ein Hirsch bewunderte sein prächtiges Geweih
Am Spiegel einer klaren Quelle.
Wie prächtig! Auf derselben Stelle,
Wo Königskronen stehn! Und wie so stolz, so frei!
Auch ist mein ganzer Leib vollkommen, nur allein
Die Beine nicht, die sollten stärker sein!

Und als er sie besieht mit ernstlichem Gesicht,
Hört er im nahen Busch ein Jägerhorn erschallen,
Sieht eine Jagd von dem Gebirge fallen,
Erschrickt und flieht! Nun aber hilft ihm nicht
Das prächtige Geweih dem nahen Tod entfliehn,

Ich machte diese Vers' in meiner Pierinnen

Ich machte diese Vers' in meiner Pierinnen
Begrünten Wüstenei, wie Deutschland emsig war,
Sein Mörder selbst zu sein, da Herd und auch Altar
In Asche ward gelegt durch trauriges Beginnen

Der blutigen Begier, da ganzer Völker Sinnen
Und Tichten ward verkehrt, da aller Laster Schar,
Mord, Unzucht, Schwelgerei und Triegen ganz und gar
Den Platz der alten Ehr' und Tugend hielten innen.

Damit die böse Zeit nun würde hingebracht,
Hab' ich sie wollen hier an leichte Reime wenden.
Mars tut's der Liebe nach, daß er der Tränen lacht:

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