Königskinder

Et wassen twee Künigeskinner,
De hadden eenander so leef,
De konnen ton anner nich kummen,
Dat Water was vil to breed.

“Leef Herte, kanst du der nich swemmen?
Leef Herte, so swemme to mi!
Ik will di twe Keskes upsteken,
Un de söllt loechten to di!”

Dat horde ne falske Nunne
Up ere Slopkammer, o we!
Se dey de Keskes utdömpen,
Leef Herte bleef in de See.

Et was up en Sundage Morgen,
De Lüde wören alle so fro;
Nich so de Künigesdochter,
De Augen de seten ehr to.

Öffentlichen Verleumder, Die

Ein Ungeziefer ruht
In Staub und trocknem Schlamme
Verborgen, wie die Flamme
In leichter Asche tut.
Ein Regen, Windeshauch
Erweckt das schlimme Leben,
Und aus dem Nichts erheben
Sich Seuchen, Glut und Rauch.

Aus dunkler Höhle fährt
Ein Schächer, um zu schweifen;
Nach Beuteln möcht' er greifen
Und findet bessern Wert:
Er findet einen Streit
Um nichts, ein irres Wissen,
Ein Banner, das zerrissen,
Ein Volk in Blödigkeit.

Er findet, wo er geht,
Die Leere dürft'ger Zeiten,

Angelus

In Winkel Himmel zankt a letzter roiter Fleck,
Vun toisend Lecher kriecht die Nacht sich oiszuschpreiten,
Die Lonkes gliweren in groier, stummer Schreck,
Un in die Schotens tuljet sich ein Gros zum zweiten …

Un horch—a klorer Glockenklang vun weiten spalt
Die groie Ruhigkeit wos fallt oif Feld un Wald …
Vun Himmel niedert still a weisse Toib arob,
Un trogt a Benschung un a ssoidesvulle Gob …
Es worket in der Luft a zertliche Genod,
Un vull mit Liebschaft hoicht zu mir a fremder Gott …

Herbst

Frihmorgen kriecht arum a nacketer oif alle Vier,
Es schloft die Schwell vernebelt bei der Tir.

Boim arumgerissen, Hois lehmig, schwer,
Dos Kol vun Tate-Summer—nito schoin mehr.

Streckt oderdig Frihmorgen ois sein bleiche Hand,
Reisst a letztes Blatt—a Zudeck far sein
Nacketkeit un Schand.

S'is Herbst. Ois Sprotz, ois Flih; es eilt sich nit die Sunn
Vun Wolken ois: Wos wet sie hoben denn dervun?

Is—kriecht Frihmorgen um a nacketer oif alle Vier
Un klebt sich zu der Schwell—a Mamser bei der Tir.

Meerfahrt

Es blickt vom schimmernden, schwanken
Verdeck ein Superintendent,
Umgaukelt von süßen Gedanken,
Ins schäumende Element.

Er lauscht auf der Nixen Gekicher
In des Mittags glitzerndem Schein
Und schien sich noch niemals so sicher
In Gottes Obhut zu sein.

Wie die Tage so fröhlich verrinnen,
Wie die Stunden geflügelt entfliehn;
Er kann sich kaum mehr entsinnen,
Wie er abfuhr von Berlin.

In Wien noch glotzt er beklommen
Aus dem Eisenbahnkupee;
Das war ein Entgegenkommen
Ohne Vivat und ohne Juchhe.

An Den Heros

Geist im Harnisch über diesem Grabe,
Nimm das Werk, das ich geschlossen habe;
Licht, nach Wiederaufgang wieder brünstig,
Nimm, und sei mir günstig,

Denn du weißt, ich habe nichts als meines,
Vom Gefilde nichts, und nicht des Weines
Hügel in der Traube dir gegeben, –
Sondern von dem Leben,

Des ich dir, solang dein Odem weilte,
Frei zu Untertan den Zehnten teilte:
Zins auf Zinse, da du sie nicht hobest,
Harr ich, daß du lobest.

Denn ich schwur mich, Fremder, an dein Fremdes,

Auf Einen Pr in B

Man straffte nechsten Tag den jungen Prediger,
Der vor ein fettes Ampt viel Beutel hingeschmissen,
Er aber sprach: Die Schrifft beruhigt mein Gewissen.
Denn kaufft des Hochsten Sohn, mein Meister und mein HErr,
Sein armes Hirten-Dienst vor Marter, Blut und Leben,
So kan ich wohl vor diß den kahlen Mammon geben.

Von dem Teufel, dem die Hell Will zu eng Werden

Als ich an einer Samstagnacht
ging durch den Wald, gar unbedacht,
nach Geld hin gen der Neuen Stadt,
fast um den ersten Hahnenkraht,
sach ich im Holz gegen mir glimmern,
wie zwei Wolfsaugen feurig schimmern:
Mir graust'; ich tät das Kreuz für mich.
In dem kam auf mich urplüpflich
ein rabschwarzer, urlanger Mann
an einr Wegscheid und redt' mich an
und fragt', ob ich von Nürnberg wär.
Ich sagt: “Ich geh heut darvon her.”
Er fragt', ob ich ihm weisen künnt,
wo er die besten Werkleut fünd
von Steinmetzen und Zimmerleuten.

Klage, Die Eine

Wer die tiefste aller Wunden
Hat in Geist und Sinn empfunden
Bittrer Trennung Schmerz;
Wer geliebt was er verlohren,
Lassen muß was er erkohren,
Das geliebte Herz,

Der versteht in Lust die Thränen
Und der Liebe ewig Sehnen
Eins in Zwei zu sein,
Eins im Andern sich zu finden,
Daß der Zweiheit Gränzen schwinden
Und des Daseins Pein.

Wer so ganz in Herz und Sinnen
Konnt' ein Wesen liebgewinnen
O! den tröstet's nicht
Daß für Freuden, die verlohren,
Neue werden neu gebohren:

An einen Unedlen von Adel

Auf, auf, du Weichling, auf vom Nebeltraume,
Der schmeichelnd dir den kindschen Blick umwebt!
Schau um dich her, wie schön dem goldenen Saume
Des Himmels die hell're Sonn' entschwebt.

Zur Hölle floh die Eisen-Zeit der Nächte
Vom Strahlentag der Wahrheit schnell verscheucht,
Die Zeit, da freier Menschheit heilge Rechte
Dem Joch' beglückter Schwelger einst gebeugt.

Erwacht aus seines Vorurteiles Höhle
Begrüßt den jungen Tag das Freigefühl
Nicht Waffenklang mehr schreckt die Kraft der Seele

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